Jeder Musikstil hat seine Akteure, die ihn einer breiten Masse bekannt machen. So war es auch mit dem Jazz. Um 1900 entstand diese in den Südstaaten der USA. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich einige Crossovers. Darüber hinaus hat er nahezu allen anderen Sparten der Musik, von Pop bis Folk, neue Möglichkeiten eröffnet. Der Jazz wird im Hinblick auf seine künstlerische Bedeutung häufig als amerikanisches Pendant zur klassischen europäischen Musik verstanden. Der Jazz hat zahlreiche Künstler hervor gebracht, die in der Musikgeschichte große Spuren hinterlassen haben. Mit dieser Auflistung möchten wir an einige der großen Künstlerinnen und Künstler erinnern. Die Liste wird immer wieder erweitert. |
++ Charlie Barnet ++ 26.10.1913 in New York City; † 04.09.1991 Barnet stammte aus einem wohlhabenden Elternhaus. Seine Familie wollte, dass er Klavier lernte; er wollte ein Schlagzeug haben und schließlich bekam er mit zwölf Jahren ein C-Melody-Saxophon. Barnet ging im Alter von sechzehn Jahren als Mitglied einer Band auf einen Transatlantik-Liner. In Jazzkreisen bekannt wurde er als Leader einer kommerziellen Tanzband die 1932 im Paramount Hotel in New York aufspielte. Schon ein Jahr später, 1933, stellte er seine erste bedeutende Band vor. Als Solist wurde er ab 1934 in Aufnahmen des Red Norvo Octet bekannt, bei denen auch Teddy Wilson, Artie Shaw und andere mitwirkten. 1936, als er mit seiner Band im Glen Island Casino auftrat, arbeitete er auch mit der Vokalgruppe The Modernaires, die später mit Glenn Miller bekannt wurde. Im September 1936 gelang ihm mit dem Ensemble ein erster Charts-Erfolg mit Bye-Bye, Baby. Bei der nächsten Erfolg Hit Sing, Baby, Sing übernahm Barnet selbst den Gesangspart. Nach Did You Mean It?, ebenfalls von ihm gesungen, kam Barnet erst wieder 1939 in die Hitparaden mit seiner Version von Cherokee. Im gleichen Jahr hatte die Band ein Engagement im Palomar Ballroom in Los Angeles, als ein Brand ihr gesamtes Instrumentarium, Noten und Uniformen vernichtete. Ab 1947 folgte er stilistisch dem Bebop und trat mit Künstlern wie Doc Severinsen, Clark Terry und Maynard Ferguson auf. In den 1950er Jahren zog sich Barnet aus dem professionellen Musikgeschäft zurück und übersiedelte an die Westküste nach Palm Springs. Er leitete nur noch gelegentlich eine eigene Band. Mitte der 1960er Jahre leitete er kurz eine Bigband, die extra für ein zweiwöchiges Kurzengagement im Basin’ Street East in New York organisiert worden war. Seine letzte Aufnahme erschien 1966. |
++ Count Basie ++ * 21.08.1904 in Red Bank, New Jersey, D.C; † 26.04.1984 in Hollywood Basie erhiel seinen ersten Klavier-Unterricht von seiner Mutter am häuslichen Piano. Erst später nahm Basie auch Klavierstunden. Kurzzeitig sahs er auch am Schlagzeuger und bildete sich autodidaktisch weiter. Basie wurde von dem drei Monate älteren Thomas „Fats“ Waller unter die Fittiche genommen. Die Beiden trafen sich regelmäßig Mitte der 1920er im Lincoln Theatre in Harlem. Waller begleitete Stummfilme und führte Basie in diese Kunst ein. Einige Jahre tourte der junge Bill Basie, wie er damals genannt wurde, durch die Varietés als Solokünstler und begleitete Bluessänger. Im Jahr 1929 wurde er Arrangeur und zweiter Pianist der Bennie-Moten-Band in Kansas City. Durch eine Abstimmung der Musiker von Motens Band über den Bandleader füllte Basie 1933 das erste Mal die Funktion eines Bandleaders aus. Mit den abtrüngigen Musikern gründete Basie seine eigene Band, das Count Basie and His Cherry Blossom Orchestra. Während Moten weiterhin eine eigene Band hatte, wurde Basies Band immer kleiner. Zum Schluss blieben nur noch der Schlagzeuger Jo Jones und er selber übrig. 1935 kam Basie wieder bei Moten unter. Nach dessen Tod verließ Bill Basie die Band und stellte erneut ein eigenes Orchester zusammen. Die Karriere als „Count Basie“ kommt ins Rollen. Im Januar 1937 entstanden Basies erste Aufnahmen unter eigenem Namen. Schnell wurde die Band überregional populär. Zu den Musikern gerhörten u. a. Lester Young (Tenor-Saxophon), Buck Clayton und Harry Sweets Edison (Trompete), Freddie Green (Gitarre), Walter Page (Bass) und Jo Jones (Schlagzeug). Ende der 1930er bin Anfang der 1940er waren so genannte Big Band-Battles angesagte Veranstaltungen. Am 16. Januar 1938 fand im Savoy Ballroom zwischen dem Basie Orchestra und dem Orchester von Chick Webb eine solche Battle statt aus dem Basie mit seiner Band als Sieger hervorging. Charakteristisch war der Big-Band-Stil der Basie-Formationen, der sich durch eine sehr traditionsbewusste und eng an den Wurzeln des Jazz (Blues, Boogie-Woogie) orientierte Spielweise der Swingmusik auszeichnete. Aus wirtschaftlichen Gründen musste Basie seine Big Band Ende 1949 auflösen. Sie wurde Anfang 1950 durch ein Septet ersetzt. Dank neuer Arrangeure und und guten Musikern gelang ihm mit der neuen Formation ein grandioses Comeback. Der Spitzname „Count“, (Graf) wurde ihm von einem Radiomoderator aus werbestrategischen Gründen von einem Radiomoderator gegeben. Basie lehnte den „Adelstitel“ ab und zog es vor, von Freunden und den Musikern seiner Band als „Bill“ oder „Base“ angeredet zu werden. In den 70er Jahren nahm Bill Basie Alben mit Ella Fitzgerald auf, spielte auf dem Montreux Jazz Festival eine Reihe Konzerte in kleinen Besetzungen, die auch veröffentlicht wurden, gewann mehrere Grammy Awards und tourte weiterhin in Big Band stärke international. Seit 1976 zwang ihn seine Herzkrankheit öfter in den Rollstuhl. 1980 startete der Bandleader seine letzte Europa-Tournee. Im selben Jahr wurde er für seine Beiträge zur amerikanischen Musik mit dem Achievement in Life Award der Encyclopedia Britannica geehrt. Auch erhielt er in seinen letzten Lebensjahren mehrere Ehrendoktorwürden verliehen. Er starb kurz nach dem Tod seiner Gattin an Krebs. Die Besonderheit von Count Basies Musik, lad in einem gewissen Minimalismus. Seine Musik kam ohne komplizierte Harmonien und melodische Labyrinthe aus. |
++ Duke Ellington ++ * 29.04.1899 in Washington, D.C; † 24.05.1974 in New York City Ellington stammte aus dem schwarzen Kleinbürgertum Washingtons. Sein Vater versuchte seine Kinder zu erziehen, als würden sie in einem wohlhabenden, gutbürgerlichen Haushalt aufwachsen und leben. Seinen Ersten Klavierunterricht erhielt er bereits als Siebenjähriger von seiner Mutter, Daisy Kennedy Ellington. Jedoch hatte er keinen Spaß am Klavierspiel, so dass Daisy mit sieben Jahren, von seiner Mutter. Doch das Interesse war nicht von langer Dauer. Erst im Alter von 14 Jahren, fast schon ein Spätzünder, erwachte sein Interesse an der Musik. Einen professionellen Musikunterricht hatte er nie, sondern nahm alles in sich auf, was in seiner Umgebung musikalisch verfügbar war, vor allem Ragtime. Seine vornehmen Ausstrahlung und sehr guten Manieren wurde er bereits von seinen Mitschülern als „Duke“ (englisch für „Herzog“) behandelt. Mit 17 Jahren schlug er den Weg des professionellen Musikers ein. Die ersten öffentlichen öffentlichen Auftritten waren Tanzveranstaltungen. Bereits um 1920 genoss er einen guten Ruf innerhalb der überschaubaren Musikszene Washingtons. Er war nicht nur als Sideman am Klavier tätig, sondern leitete auch eine Band. Mit jungen 24 Lebensjahren zog Ellington und ein paar Musiker nach New York und gründete dort die Band The Washingtonians. Der erste Versuch zur Etablierung ging schief. Mit der Sängerin Ada Smith ging es langsam Bergauf. Unter dem Namen Ellington und seine Washingtonians spielten sie in verschiedenen New Yorker Clubs und tourten bis 1927 als Tanzmusikband durch Neu-England. Mit dem Abschied des berühmten King Oliver und seinem Orchester aus dem bekannten Cotton Club, begann eine neue Herausforderung für Ellington, der den Job als neue Hausband im damals renommiertesten Nachtclub New Yorks übernahm. Nach und nach wurden aus den Washingtonians das Duke Ellington Orchestra. In den Clubs von Harlemer und vor allem durch die regelmäßigen Radioübertragungen aus dem Cotton Club, erreichte Duke Ellington and his Jungle Band nationale Bekanntheit. Ellington verließ 1931 den Cotton Club wieder. Er war zu einem der bekanntesten Afro-Amerikaner des Landes geworden. Als versierter Geschäftsmann kooperierte Ellington mit dem Verleger Irving Mills, der darauf bestand, dass Duke nur eigene Kompositionen aufnahm. Im Sommer 1933 schickte er das Orchester auf seine erste Europatournee. Danach unternahm Ellington mit seiner Band zahlreiche weitere Tourneen durch die USA und Europa sowie eine Welttournee in den 1960er Jahren. Sein ganzes Leben war er ein musikalischer Experimentator und nahm nicht nur mit seinem Orchester, sondern auch mit eher zur künstlerischen Avantgarde des Modern Jazz zählenden Musikern wie John Coltrane und Charles Mingus Alben auf. Die Band erreichte in den 1940er Jahren einen kreativen Höhepunkt, als er gezielt für die unterschiedlichen Stimmen seines Orchesters arrangierte und komponierte. Für diese Entwicklung war im großen Maße der Pianist, Arrangeur und Komponist Billy Strayhorn verantwortlich, den Ellington Ende der 1930er Jahre kennenlernte und in sein Orchester aufnahm. Ellington und Strayhorn verband eine lebenslange enge Freundschaft. Das am häufigsten mit dem Ellington-Orchester in Verbindung gebrachte Stück Take The A-Train stammt auch nicht – wie häufig fälschlich angenommen – von Duke, sondern von Billy Strayhorn. Selbst als Musiker ihn verließen und die Popularität des Swings zurückging, fand Ellington neue Formen und auch Musiker. Seine Spätwerk komponierte er häufig in längeren Formen. Dabei orientierte er sich immer wieder an der klassischen Musik. Präsident Nixon überreicht Ellington die Freiheitsmedaille des Präsidenten. 1965 wurde Ellington für den Pulitzer-Preis nominiert, den er aber nicht erhielt. Am 24. April 1969 erhielt er aus der Hand von US-Präsident Richard Nixon für sein Lebenswerk die Presidential Medal of Freedom. 1973 wurde er in die französische Ehrenlegion aufgenommen. Duke Ellington starb am 24. Mai 1974 an einer Lungenentzündung und wurde auf dem Woodlawn Cemetery im New Yorker Stadtteil Bronx beigesetzt. |
++ Maynard Ferguson ++ 04.05.1928 in Verdun, Kanada; † 23.08.2006 in Ventura, Kalifornien Mit neun Jahren entdeckte Ferguson die Trompete für sich und mit 13 Jahren trat er bereits in einem Orchester auf. Zwei Jahre später spielte er schon mit seiner eigenen Band als Vorprogramm für andere Bands. Bevor er jedoch seine eigene Art des Trompetespielens verfolgte, unternahm er einen Instrumentenwechsel vor und wurde ein brauchbarer Ventilposaunist. Schließlich kehrte er zur Trompete zurück und spielte sich mit seinem energischen und virtuosen Spiel in den Fokus einiger bekannter Bandleader. Mit nur 22 Jahren wurde er Mitglied des Stan Kenton Orchestra und spielte dort 1950 bis 1953. Anschließend, Mitte der fünfziger Jahre, gründete Ferguson sein erstes eigenes Orchester. Stilistisch näherte sich das Orchester Count Basie. Swingenden, einfachen, blues- und beatorientiert, aber dennoch vitalen Jazz.Danach wandte er sich der Filmmusik-Branche zu und nahm einige Soundtracks auf. Nebenbei spielte er in Hollywood mit West-Coast-Jazzern zusammengespielt. Auch spielte er im New York Philharmonic Orchestra unter Leonard Bernstein. Ferguson lebte in den 60ern und Anfang der 70er Jahre in Spanien, England und Indien und tourte dort mit seiner eigenen Band. Eines seiner bekanntesten Stücke ist seine Version von dem Titel "MacArthur Park". Neue Aufträge und Jobs zogen in wieder nach Kanada. Schließlich entschloss er sich 1974 in die USA zurückzukehren. Dort feierte er mit dem Main-Titel "Gonna Fly Now" aus dem US-Spielfilm Rocky seinen größten Erfolg. Hier ist ganz deutlich zu hören, warum Maynard Ferguson als High-Note-Spezialist galt und für seinen großen Tonumfang bekannt war. 1997 wurde er in Anerkennung seiner Leistungen in die Canadian Music Hall of Fame aufgenommen. Ferguson starb am 23. August 2006, im Alter von 78 Jahren, an einem Leber- und Nierenversagen. |
++ Benny Goodman ++ * 30.05.1913 in Chicago; † 13.06.1986 New York City Benny Goodman gilt als einer der populärsten Bandleader der Swingära. Auch als Klarinettist hatte er sich einen Namen gemacht. Goodman wurde als Sohn armer jüdischer Immigranten in Chicago geboren. Mit 10 Jahren bekam er eine Klarinette und Unterricht. Zwei Jahre lang genoss er Franz Schoepp vom Chicago Symphony Orchestra als Musiklehrer. Bereits Mit zwölf Jahren spielte er im Theaterorchester und in verschiedenen Tanzkapellen. Zu seinen Jazzlehrmeistern gehörten die großen Solisten und Bands der 1920er Jahre, u. a. King Olivers Creole Jazz Band mit Louis Armstrong und die Vertreter des Chicago Jazz. Der junge Goodman trat in eine der führenden Bands in Chicago ein, dem Ben-Pollack-Orchesterder bei. Nach mehreren Tourneen machte Goodman 1926 seine ersten Aufnahmen. Darunter am 17. Dezember die erste Aufnahme eines von ihm gespielten Klarinetten-Solos (He’s the Last Word). Zwei Jahre später zog er nach New York City, wo er für das Radio und als Sessionmusiker arbeitete. Im Januar 1931 hatte er mit seiner Schallplattenaufnahme "He’s Not Worth Your Tears" einen ersten Charterfolg. Im Jahr 1934 formierte der Klarinettist für die Rundfunkserie Let’s Dance seine erste Big Band. Die Besetzung schrieb Geschichte. Zum ersten Mal in der Geschichte des Jazz spielten weiße und schwarze Musiker vereint in einem Orchester. Mit ihrer Perfektion errang die Band innerhalb weniger Jahre die Anerkennung nicht nur der Jazzfans, sondern auch zahlreicher Musikliebhaber außerhalb des Jazzbereichs. Der große Durchbruch beim Publikum blieb ihm jedoch vorerst verwehrt. Im Juni 1934 war es dann soweit. Mit "Moonglow" gelang Benny Goodman der erste seiner sechzehn Nummer-1-Hits. Zu dieser Zeit spielte auch Glenn Miller als freier Posaunist mit. Mit dem Konzert am 16. Januar 1938 in der New Yorker Carnegie Hall ein legendäres Konzert mit durchschlagendem Erfolg. Über Nacht wurde der Jazz salonfähig. Der Schlusstitel "Sing, Sing, Sing", gilt heute als Meilenstein und bedeutender Genre-Klassiker und fand bereits vor Jahren Aufnahme in den erlesenen Kreis der Hall-of-Fame des Jazz. Goodman verstand es ausgezeichnete Musiker in seine Orchester und Combos zu versammeln. Neben seiner Big Band, in der unter anderem die Star-Trompeter Harry James und Ziggy Elman spielten, gründete er auch das Benny-Goodman-Quartett. Dort spielten die Jazzgrößen Teddy Wilson, Gene Krupa und Lionel Hampton. Auch in dem Quartett spielten wieder zwei schwarze Musiker zusammen mit zwei weißen Musikern, was zur damaligen Zeit ein Tabu war. Obwohl die Musiker alle eine eigene Klasse hatten, war die Band in erster Linie darauf ausgerichtet, Goodman in seiner Rolle als Solisten auf der Klarinette herauszustellen. Er galt nicht als großer Innovator, wie etwa Duke Ellington oder Count Basie. Nur wenige seiner Stücke stammen aus seiner eigenen Feder. Obwohl die Arrangements alle sehr akribisch waren kommen sie doch meist sehr eingängig daher. Stilistisch markierte seine Musik den Mainstream des Swing und zusammen mit dem ebenfalls Klarinette spielenden Artie Shaw war er der populärste weiße Bandleader der Swing-Ära, der auch in der Nachkriegszeit noch große Erfolge feierte. Viele Musikkritiker sind heute der Meinung, dass Goodman für den Jazz und Swing die gleiche Bedeutung hat wie beispielsweise Elvis Presley für den Rock ’n’ Roll. Benny Goodman hatte das Ziel, „schwarze“ Musik einem jungen weißen Publikum näher zu bringen, und er hat sich dabei auch um die Überwindung der Rassentrennung in den USA sehr verdient gemacht, denn in den frühen dreißiger Jahren konnten schwarze und weiße Jazzmusiker in den meisten Musikkapellen oder in Konzerten aufgrund der öffentlichen Meinung nicht zusammen spielen. Dies hatte er in seiner eigenen Big Band möglich gemacht. Auch deshalb gilt er heute, neben Fletcher Henderson, als King of Swing. Goodman selbst spielte auch klassische Musik, so zum Beispiel das Klarinettenkonzert Wolfgang Amadeus Mozart. |
++ Peter Herbolzheimer ++ 31.12.1935 in Bukarest, Rumänien; † 27.03.2010 in Köln Peter Herbolzheimer kam als Sohn eines deutschen Vaters und einer rumänischen Mutter in Bukarest zur Welt. 1951 zog seine Familie von Rumänien nach Deutschland. Herbolzheimer lernte Gitarre und verbrachte vier Jahre in den USA, zunächst als Austauschschüler, später war er für General Motors in Detroit als technischer Zeichner tätig und gab nebenbei Gitarrenunterricht. 1956 kehrte er nach Deutschland zurück. Nach einem Musikstudium in Nürnberg spielte er als Posaunist in verschiedenen Jazz-Formationen, unter anderem mit Udo Lindenberg in der 1969 gegründeten Formation Free Orbit. Lange Jahre gehörte er als Posaunist auch zum Orchester von Bert Kaempfert an. 1969 gegründete Herbolzheimer die Rhythm Combination & Brass. In dieser Gruppe stand die Rhythmusgruppe den Bläsern gleichwertig gegenüber, während der Saxophonsatz meist auf einen einzigen Bläser reduziert war. Die Konzentration auf Blech ohne einen Saxophonsatz ermöglichte starke Kontraste zwischen präzisem Satz und solistischem Freiraum. Mit dieser Band trat er häufig in Funk und Fernsehen, unter anderem in Bio’s Bahnhof auf. Zunächst stand seine Musik für die Rhythm Combination & Brass eher dem Jazzrock nahe und erschloss mit ihrer Verbindung von Latin, Straight-ahead-Jazz und Rock neue Hörerschichten. Später spielte er mit der Band auch andere Klangfarben und ein klassisches Big-Band-Repertoire. Herbolzheimer arrangierte im Auftrag des Orchesterleiters Kurt Edelhagen mit Dieter Reith und Jerry van Rooyen die Einzugsmusik der Olympischen Sommerspiele 1972 in München. Von 1972 bis 1988 war Herbolzheimer immer wieder für die Bläsersätze in Udo Lindenbergs Panikorchester zuständig und spielte dort auch selbst Posaune. Seit seiner Gründung im Jahr 1987 leitete Peter Herbolzheimer das Bundesjazzorchester mit großem Engagement bis Ende des Jahres 2006. Er war bis Ende 2006 erster Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ), die ihren Sitz in Bonn hat – und blieb bis zu seinem Tod Ehrenpräsident. Neben seiner Tätigkeit als Bigband-Leiter war er einer der wohl besten deutschen Jazz-Arrangeure und schrieb auch für Herbie Hancock und Konstantin Wecker. Zur Eröffnung des Hauses der Geschichte arrangierte er 1994 das Deutschlandlied, die DDR-Hymne und die Europahymne zusammen in einem Stück. Herbolzheimer war auch als Filmkomponist, etwa für Das Traumhaus (1980), Abgehauen (1998) und die Fernsehserie So lebten sie alle Tage (1984), tätig. Seinen eigenen Verlag betrieb er mit seiner Frau Gisela (3. September 1936 – 30. Mai 2017). Konzertreisen führten ihn quer durch Europa sowie nach Südafrika. |
++ Harry James ++ * 15.03.1916 in Albany; † 05.07.1983 Las Vegas Harry James verstand es zu glänzen: er war der Sohn eines Zirkuskapellmeisters und wurde der typische Starsolist mit glasklarem Strahl, technisch perfekt bis in große Höhen. Ihm gelang es, sich nicht nur als Solist, sondern auch als Orchesterleiter einen Namen zu machen. Bereits mit neun Jahren begann James seine Musikerkarriere, als er im Zirkusorchester seines Vaters Everett James, der ebenfalls Trompeter war, auftrat. Nach einem kurzen Gastspiel in Herman Waldmans Band arbeitete James vorwiegend in Texas mit Territory Bands. Ab 1935 führte sein Weg zu Ben Pollack. Im Jahr 1936 entstanden erste Aufnahmen. In der New Yorker Studioszene wurde er zu einem gefragten Musiker. Benny Goodman engagierte James 1937 und zusammen mit Ziggy Elman wurde er einer der Starsolisten in dem Orchester. Nebenbei war er an Aufnahmen von Teddy Wilson 1937 und Lionel Hampton 1938 beteiligt. Mit einer Studioband, bestehend aus Musikern der Orchester Basie und Goodman hatte er im Februar 1938 seinen ersten von insgesamt 73 Hits mit einer Version des „One O’Clock Jump“. Im Jahre 1938 trennte er sich wieder von Benny Goodman und gründete kurze Zeit später seine eigene Big Band, die ihr Debüt in Philadelphias Benjamin Franklin Hotel hatte. Ein erster Hit-Erfolg war 1939 „All or Nothing at All“. James Orchester spielte stilistisch zwischen Jazz und Tanzmusik, wie es im Swing-Stil häufig vorkam. Häufig unterstützten Streicher seine Musik. Einige der damals angesagtesten Sängerinnen und Sänger traten mit dem Orchester auf. So gilt Harry James als Entdecker von Frank Sinatra. Außerdem gaben sich bekannte Musiker wie zum Beispiel Ray Conniff, Ray Sims, Willie Smith, Buddy Rich, Corky Corcoran, Nick Fatool und Juan Tizol die Ehre. Stücken wie „Concerto for Trumpet“, „Carnival of Venice“, „Flight of the Bumble-Bee“ und „Trumpet Rhapsody“ führte Harry James seine Virtuosität und Trompetentechnik vor. Mit seinem Orchester war er häufig auf Tourneen, trat in Radioshows auf und spielte in einer Reihe von Filmen mit. Mit dem Niedergang der großen Swing-Bands musste sich auch Harry James auseinander setzen. Im Jahr 1947 bildete James eine kleinere Formation, The Music Makers, mit seinen Stars Willie Smith, Juan Tizol und Buddy Rich. Doch bereits 1957 hatte er erneut eine Big Band formiert, mit der er auch in Europa Erfolge feierte. Ende der 1960er Jahre trat James mit seinem Orchester vorwiegend in Las Vegas auf. In den 1970er Jahren setzte James mit seinen Formationen seine Tourneen fort; zu Beginn der 1980er Jahre hatte er gesundheitliche Probleme und erkrankte an Krebs. |
++ Stan Kenton ++ 15.12.1911 Wichita, Kansas; † 25.08.1979 in Los Angeles Mit bereits 10 Jahren spielte Kenton Klavier. Er erlernte das Klavierspiel unter anderem bei seiner Mutter und dem großen Earl 'Father' Hines. 1934 ging Krnton als Pianist und Arrangeur zu Everett Hoagland, dann zu Gus Arnheim, Vido Musso und Johnny Davis. Seine erste Big Band gründete er 1941. Mit eigenen Kompositionen und Arrangements noch im Swingstil, startete die Band ihr Debüt im Rendezvous Ballroom in Balboa Beach. Ab Dezember 1941 entstanden die ersten Plattenaufnahmen. Im März 1944 kam er mit dem Song "Do Nothing till You Hear from Me", geschrieben von Ellington, in die nationalen Charts. Kenton ging 1946 einen neuen musikalischen Weg. Mit einem neuen Arrangeur wurden die Lieder experimenteller, man könnte die Richtung schon fast "Progressive Jazz" beschreiben und entwickelte sich 1947 in der Hinwendung zum Afro Cuban Jazz. Noch im gleichen Jahr löste Kenton seine Bigband auf. Unter dem Stichwort Innovations in Modern Music folgte mit einem 40-Mann-Orchester mit Hörner, Holzbläsern, Streichern und lateinamerikanischen Rhythmusinstrumenten bis 1951 eine nächste Periode. Es entstand eine Mischung aus „symphonischem Jazz“, "lateinamerikanischen Einflüssen und konventionelleren Jazzkompositionen. In seinem Orchester arbeiteten zu dieser Zeit z. B. Art Pepper (Altsaxophon), Maynard Ferguson (Trompete), Stan Getz (Saxophon), Shelly Manne (Schlagzeug), Lennie Niehaus (Altsaxophon), Lee Konitz (Saxophon), Zoot Sims (Saxophon) und die Jazz-Sängerinnen June Christy und Anita O’Day. Kenton's Musik war ungewöhnlich arrangiert, aufwendig und kraftvoll. Nach dem stilistischen Ausflug wurde die Musik wieder jazzorientierter. Die Schallplatten Kentons waren auch in Europa erfolgreich. Auf diesen Erfolg basierten ausgedehnte Tourneen durch Europa um 1953. Ökonomische Gründe sorgten dafür, dass ab Mitte der 1950er Jahre das erreichte Niveau der Band nicht gehalten werden konnte. Für Tourneen mit seiner Frau Ann Richards als Sängerin stellte er immer wieder kleinere Ensembles zusammen. Ab den 1960er Jahren begann Kenton erneut, klanglich zu experimentieren. Eine 27-Mann-Besetzung mit vier Mellophonen, spielten eine LP mit dem Titel "Slogan Adventures in Jazz" und wird mit einem Grammy ausgezeichnet. Ab 1965 trat er mit seinem Los Angeles Neophonic Orchestra auf. 1966 war er Gastdirigent des Dänischen Radioorchesters. Um 1965 gingen seine Bestrebungen mit dem Neophonic Orchestra in Richtung Third Stream und er führte Werke von Komponisten dieser Richtung auf. Bei einem Unfall 1977 erlitt er einen Schädelbruch. Noch nicht auskuriert, setzte er seine Arbeit wenig später fort und musste 1978 endgültig seine Karriere beenden; er starb am 25. August 1979 in Los Angeles an den Folgen jahrelangen Alkoholmissbrauchs. |
++ Hal Kemp ++ 27.03.1904 in Marion, Alabama; † 21.12.1940 in Madera, Kalifornien Hal Kemp (* 27. März 1904 in Marion, Alabama; † 21. Dezember 1940 in Madera, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Jazz-Saxophonist (Alt), Klarinettist, Arrangeur, Komponist und Bandleader. Seine erste Band gründete Kemp bereits als Student 1922. Im Jahr 1927 überließ er die Leitung der Band seinem Kommilitonen Kay Kyser (der sehr populär auch in Filmen wurde) und gründete in New York City eine professionelle Band mit John Scott Trotter (seinem Arrangeur), Saxie Dowell und dem Sänger und Schlagzeuger Skinnay Ennis, sowie zeitweise den Trompetern Bunny Berigan und Jack Purvis. Der Durchbruch hatten sie ab 1932 mit ihrem Engagement im Chicagoer Blackhwak Cafe, das landesweit vom Radiosender WGN übertragen wurde. Ihr Sound wurde als „Sweet Sound“ beschrieben. Die gedämpften Trompeten und Megaphon-verstärkten Klarinetten machte die Band in den 1930er Jahren sehr populär. In den 30er Jahren trat das Orchester unter anderem im New Yorker Waldorf-Astoria und dem Palmer House in Chicago auf. Das Orchester stach nicht durch herausragende Musiker hervor. Nur die Musiker Kemp und Trotter konnten gut Noten lesen, aber durch die geschickten Arrangements von Trotter konnte der "Mangel" ausgeglichen werden. Sie tourten oft in Europa, wo der Prince of Wales zu ihren Fans zählte. Als Trotter (1936) und andere markante Musiker wie Ennis die Band verließen, verlor sie ihren kennzeichnenden Sound und einen Teil ihrer Popularität. Nach einem Gastspiel im Mark Hopkins Hotel in San Francisco wurde Kemp im San Joaquin Valley im Morgennebel von einem entgegenkommenden Auto frontal gerammt; er starb an den Folgen dieses Autounfalls. Neben seinen Hauptinstrumenten konnte er auch Trompete und Klavier spielen. |
++ Gene Krupa ++ 15.01.1909 in Chicago; † 16.10.1973 in Yonkers, New York Krupa war das jüngste von neun Kindern. Mit 11 Jahren begann er Schlagzeug zu spielen. Bereits 1921 spielte er aushilfsweise in einer Band, die während der Sommermonate in Wisconsin auftrat. Am 1925 nahm Krupa bei Roy Knapp, Al Silverman und Ed Straight Schlagzeugunterricht. Im Jahr 1927 stieg er in verschiedenen Formationen ein. Unter anderem sprang Krupa bei Eddie Condon/Red McKenzie Chicagoans, wo er für Dave Tough eingesprungen war und als erster Schlagzeuger im Jazz eine Basstrommel in Schallplattenaufnahmen einsetzte. Nach weiteren Stationen zog er 1929 nach New York, wo er zunächst in der Band von Red Nichols und danach Unterhaltungsmusik am Broadway spielte. Zeitgleich machte Krupa Plattenaufnahmen mit z.B. Bud Freeman, Miff Mole, Fats Waller, Bix Beiderbecke sowie Red Nichols. Ab dem Jahr 1934 spielte er in der Band von Benny Goodman. Auf der Aufnahme von Sing, Sing, Sing mit dem Goodman Orchester, aus dem Jahr 1937, spielte Gene Krupa das erste längere auf Platte eingespielte Schlagzeugsolo. Damit legte Krupa den Grundstein für seine Karriere. Bereits 1938 verließ Krupa Goodman wieder um sein erstes eigenes Orchesta "Gene Krupa and His Orchestra" und hatte bereits im Mai 1938 mit dem Titel "Grandfather’s Clock" seinen ersten Hit in den nationalen Charts. Ihm folgten bis 1950 26 weitere Hits. Bis 1943 leitete er sein Orchesta, weil er wegen eines Vergehens gegen das Drogengesetz für drei Monate ins Gefängnis gehen musste. Seiner immensen Popularität in den Vereinigten Staaten tat dies keinen Abbruch. 1943 erfolgte eine Reunion Krupas mit Benny Goodman. In den Jahren 1943/44 spielte Krupa dann bei Tommy Dorsey, bevor er Anfang 1945 eine der bis dahin größten Big Bands auf die Beine stellte, die zeitweise über 40 Musikern in den Reihen hatte. Bis zu ihrer Auflösung 1951 verkleinerte er die Band nach und nach wieder und spielte danach erneut in Trio- bzw. Quartett-Besetzungen. Mit Buddy Rich, einem aufstrebenden Superstar am Schlagzeug, nahm er 1956 Duett-Platten auf. Weiterhin wirkte er in den Jazzfilmen "The Benny Goodman Story" und der "Glenn Miller Story" mit. Für den Film über sein eigenes Leben, "The Gene Krupa Story" im Jahr 1959, lieferte er nicht nur den Soundtrack, sondern trat darin auch selbst auf. Anfang der 1960er Jahre war Gene Krupa in zahlreichen Fernsehshows zu Gast und hatte 1963 für einen Auftritt im Disneyland sogar kurz wieder eine eigene Bigband. In den späten 1960er Jahren wurden seine regelmäßigen öffentlichen Auftritte immer weniger. Er unterrichtete in dieser Zeit und bildete sich selbst in den Bereichen Pauken- und ethnischen Trommelspiel fort. Einer seiner seltenen Auftritte war im November 1972 mit Eddie Condon und Wild Bill Davison bei Jazz at the New School. Gene Krupa verstarb 1973 an Leukämie. |
++ Les Brown ++ 14.04.1912 in Reinerton, Pennsylvania; † 04.01.2001 in Los Angeles |
++ Benny Carter ++ 08.08.1907 in New York; † 12.07.2003 in Los Angeles |
++ Jimmy Dorsey ++ 29.02.1904 in Shenandoah, Pennsylvania; † 12.06.1957 New York |
++ Tommy Dorsey ++ 19.11.1905 in Shenandoah, Pennsylvania; † 26.11.1956 in Greenwich, Connecticut |
++ Billy Eckstine ++ 08.07.1914 in Pittsburgh, Pennsylvania; † 08.03.1993 |
++ Shep Fields ++ 12.09.1910 in New York; † 23.02.1981 in Los Angeles |
++ Lionel Hampton ++ 20.04.1908 in Louisville, Kentucky; † 31.08.2002 in New York |
++ Woody Herman ++ 16.05.1913 in Milwaukee, Wisconsin; † 29.10.1987 in Los Angeles |
++ Earl Hines ++ 16.05.1913 in Milwaukee, Wisconsin; † 29.10.1987 in Los Angeles |
++ Artie Shaw ++ 23.05.1910 New York City; † 20.12.2004 in Thousand Oaks, Kalifornien |
++ Chick Webb ++ 10.02.1905 in Baltimore, Maryland; † 16.05.1939 |
++ Teddy Wilson ++ 24.12.1912 in Austin, Texas; † 31.07.1986 in New Britain, Connecticut |
© Edgar Demling Swingtett |